
SP Stadt Luzern mit neuem Sekretariat
Seit Oktober arbeitet Mirjam Hostetmann (21) neu als Parteisekretärin der SP Stadt Luzern. Die Geschichtsstudentin folgt auf Micha Amstad, der das Parteisekretariat per Ende Oktober verlassen hat. Die Geschäftsleitung möchte sich an dieser Stelle bei Micha für die äusserst engagierte und kompetente Arbeit der vergangenen zwei Jahre bedanken.
Yannick (Co-Präsident SP Stadt Luzern): Hallo Mirjam. Willkommen auf dem Partiesekretariat der SP Stadt Luzern. Konntest du dich im vergangenen Monat schon ein bisschen einleben in unserer Sektion?
Mirjam (Parteisekretärin SP Stadt Luzern):
Ja in der Tat herzlichen Dank! Bereits vor Arbeitsbeginn durfte ich die Grossstadtratsfraktion auf Klausur nach St. Gallen begleiten. Dort wurde ich mit diversen Themen vertraut gemacht, welche die SP Stadt Luzern aktuell bewegen. Natürlich habe ich es auch genossen, so viele spannende und nette Menschen kennenzulernen, die für die gleiche Sache kämpfen. Nun freue ich mich auf alle weiteren Anlässe und bin gespannt auf die vielen neuen Gesichter.
Yannick: Die SP/JUSO sind schon seit über drei Jahren deine politische Heimat. Du engagierst dich als Präsidentin der JUSO Obwalden und im Vorstand der SP Obwalden und bringst so schon einiges an Erfahrung in der Parteiarbeit mit. Was möchtest du in der Stadtsektion als erstes anpacken?
Mirjam: Ich finde es sehr spannend, nun auch in einer städtischen Sektion mitarbeiten zu dürfen und besonders freut es mich, dies in Luzern zu tun. Mit 15 Jahren wechselte ich aus Sarnen an das Kurzzeitgymnasium Musegg in der Stadt Luzern.
Mein politisches Engagement führte ich parallel in den beiden Katnonen. In der Stadt konnte ich immer wieder Kraft bei meinen Genoss*innen tanken, wenn es gerade nicht einfach war in Obwalden. Deshalb fühle ich mich bei der JUSO Luzern genauso zu Hause. Zudem erfuhr ich sehr starken Rückhalt aus dieser Sektion und profitierte politisch enorm. So entstanden natürlich auch gute Freundschaften.
Ich bin noch immer in der Einarbeitungsphase aber habe natürlich bereits Ideen, welche sich auch bald konkretisieren werden. Zudem gibt es Grundsätze, welche für mich bei jeder Arbeit, vor allem im politischen Rahmen, wichtig sind. So muss in den verschiedenen Gremien konsequent auf Diversität geachtet werden und damit meine ich nicht nur die Wahl von Cis-Frauen. Innerhalb der meisten SP und JUSO Gremien (im ganzen Land) fehlen oftmals trans-Personen, Menschen mit migrantischer Vergangenheit, PoCs, Menschen mit einer Behinderung, Geringverdienende, nicht-christliche oder atheistische Stimmen, um nur einige Punkte zu nennen. Ansonsten werden wir unserem Motto nur bedingt gerecht.
Auch möchte ich beim Aufbau neuer Veranstaltungsformate helfen, falls Bedarf vorhanden ist. Ich habe bei meinem politischen Engagement gemerkt, dass viele niederschwellige Angebote und eine gewisse Kontinuität geschaffen werden müssen, um Menschen für Parteiarbeit motivieren zu können. Zudem überlege ich mir gerne, wie wir 2021 auf Social Media noch mehr durchstarten können.
Yannick: Mit dem Jahr 2022 wir eine spannende, aber auch sehr intensive Zeit auf uns zukommen. Unter Anderem werden wir einen Abstimmungskampf zur neuen Energiestrategie der Stadt Luzern führen. Die Klimapolitik ist sozusagen dein politisches Steckenpferd, kann man das so sagen?
Mirjam: Ja, ich freue mich sehr auf diese Zeit! Politische Kampagnen nehme ich als äusserst kreative Arbeit wahr. Man erarbeitet unheimlich viel zusammen als Gruppe. Bei der 99%-Kampagne motivierten mich die enorm engagierten und talentierten Genoss*innen um mich herum immer wieder aufs Neue. Zudem schweisst eine solche Zeit zusammen. Man erlebt Höhen und Tiefen, ist glücklich über erfolgreiche Aktionen oder betrübt, wenn nicht alles so läuft, wie gedacht.
Natürlich freue ich mich auf den Abstimmungskampf zur Energiestrategie. Die Klimakrise ist eine akute Bedrohung für die Menschheit. Bereits in den 1980er Jahren wurde auf die fatalen Folgen der Klimaerhitzung aufmerksam gemacht, doch bis anhin scheint die Dringlichkeit noch nicht akkurat von der Mehrheit aus Wirtschaft, Bevölkerung und Politik erkannt zu werden, was ich als äusserst bedenklich erachte. So habe ich beschlossen, mich aktiv für die Bekämpfung der Klimakrise einzusetzen.
Im Januar 2019 besuchte ich ein erstes Treffen von Klimaaktivist*innen aus der ganzen Zentralschweiz. Bald darauf wurden wir eine eingeschweisste Truppe. Ich lernte, Streiks und Demos zu organisieren, führte Interviews bei Radio und Fernsehen und nahm an Podien teil. Alles in allem eine grosse Erfahrung, die mich nachhaltig prägte. Ich lernte, mit den verschiedensten Menschen zusammenzuarbeiten und hatte das riesengrosse Privileg, von meinen Lehrpersonen und meiner Direktorin beim politischen Engagement unterstützt zu werden. Mir wurde im Unterricht immer wieder Plattform geboten, um über das Engagement des Klimastreiks zu berichten. Zudem waren mir nie jemand böse, wenn ich ab und zu für ein Interview aus dem Zimmer huschte.
Jedoch möchte ich mich bei meinem politischen Engagement nicht auf Klimapolitik beschränken. Wenn wir die Menschheit vor der Klimakrise retten können ist das von grossem Vorteil, jedoch gibt es multiple Unterdrückungsmechanismen, die ausser Kraft gesetzt werden müssen.
Politisiert hat mich schon früh die atemberaubende Ungerechtigkeit, welche in unserer Gesellschaft vorherrscht. Ökonomische Ungleichheit und patriarchale Strukturen sehe ich deshalb als Grundübel, welche über lange Zeit ein Netz aus unzähligen Unterdrückungsstrukturen geschaffen haben. Als weisse Cis-Frau aus akademischem Haushalt ist es mir heute enorm wichtig, meine eigenen Privilegien zu reflektieren, um Menschen, welche nicht oder weniger über solche verfügen, eine Plattform zu bieten.
Der Kampf gegen das Patriarchat ist für mich zudem zentral. 2021 erleben FLINTA-Personen noch immer massive Diskriminierung auf allen Ebenen der Gesellschaft. Wir müssen diese verschiedenen Machtstrukturen und Problematiken direkt benennen können und vor allem auch die Intersektionalität nie ausser Acht zu lassen.
Auch innerhalb unserer Partei müssen fragwürdige Strukturen und Abläufe hinterfragt und geändert werden.
Als junge Frau ist es mir wichtig, andere junge FLINTA-Personen zu unterstützen. Ich hätte mir ohne die Unterstützung meiner feministischen Genoss*innen gewisse Aufgaben nie selber zugetraut.
Danke für deine Fragen!